Frauen Fische Fjorde – Eine wahre deutsch-isländische Geschichte

Manchmal muss man die Heimat verlassen, um nach Hause zu kommen. Für Hilde, Ursula, Anita, Alma, Hildegard und Maria trifft genau das zu. Anne Siegel nimmt uns in ihrem Buch „Frauen Fische Fjorde“ mit auf die abenteuerliche Reise durch die Lebensgeschichte von sechs deutschen Frauen, die nach den Wirren des 2. Weltkriegs auf Island ihr Zuhause fanden.

Mehr als ein Jahr hat die Autorin für dieses einmalige Stück Zeitgeschichte recherchiert, unter anderem auch in amerikanischen Militär-Archiven, wie sie beim Interview mit norrden verraten hat. Etliche Wochen hat sie auf Island verbracht und ihre ehemaligen Landsmänninnen besucht. Und am Ende in nur drei Wochen ein ganzes Buch, ein einmaliges noch dazu, darüber geschrieben. Das Echo auf „Frauen Fische Fjorde“ ist nicht nur in Deutschland groß. Auf Island bedankte sich ein Mitarbeiter des Außenministeriums explizit in dessen Namen nach einer Lesung bei Anne Siegel dafür, dass sie hiermit eine wichtige geschichtliche Lücke des Landes geschlossen hat. Gerade wird das Buch ins Isländische übersetzt. Hierzulande erscheint sehr bald die dritte Auflage, die ein zusätzliches Kapitel – und ein rosa Lesebändchen – enthalten wird. Und als besonderes Schmankerl ist zu Ostern ein Hörbuch geplant, auf dem die Frauen auch ihr Isländisch zum Besten geben.

Mit großer Ruhe, Kraft und voller Respekt gibt Anne Siegel in ihrem Buch die schier unglaublichen Geschichten ihrer Protagonistinnen wieder und lässt dabei auch die Frauen selbst erzählen. Einige sprechen hier zum allerersten Mal über ihre Erlebnisse und enthüllen dabei Dinge aus ihrem Leben, die selbst Familie und Freunde nicht kannten. Dabei vermittelt jede Seite dem Leser gekonnt das Gefühl, den Frauen selbst gegenüber zu sitzen und ihnen zu lauschen:

Hilde, die einst Lübecks jüngste Feuerwehrfrau war und auf einem Hof ganz im Norden Islands zu Híldur – und Wärterin eines Leuchtturms – wird. Ursula, die erst 1951 nach Island kam, als Kindermädchen in Reykjavík begann und sich die Sprache quasi selbst beigebracht hat. Anita, die noch keine 21 ist, als sie Deutschland verlässt und für die Reiseerlaubnis der Mutter einen Ausflug in die Sowjetische Zone riskiert. Alma, die als Tochter eines Frachtschiffers auf See geboren wurde und in den 1980er Jahren einen Preis für „Islands schönsten Garten“ gewonnen hat. Hildegard, die ostpreußische Offizierstochter, die sich schon 1944 an Bord eines U-Bootes nach Island rettet. Und Mária, die seit dem Sommer 1949 nur wenige Kilometer südlich des Polarkreises lebt und am Ende ihrer Geschichte ein lang gehütetes Geheimnis lüften wird.

Anne Siegel ist mit „Frauen Fische Fjorde“ ein ungewöhnliches und aufregendes Buch gelungen, das wunderbar unaufgeregt daher kommt. Erfrischend in Zeiten, in denen der Medienhype gar nicht groß genug sein kann und die Nutzung des Superlativs ständig überstrapaziert wird. Gespickt mit Augenzwinkern und schwarz-weiß Fotos, die teils aus privaten Familienalben stammen, erzählt „Frauen Fische Fjorde“ ein mutiges Stück Geschichte – und Geschichten, die Mut machen.

FRAUEN FISCHE FJORDE  – Deutsche Einwanderinnen in Island
von Anne Siegel

BUCHER Verlag, Hohenems-Wien
Hardcover
14 x 21,5 cm / 236 Seiten
Euro 19,90 /CHF 24,00
ISBN 978-3-99018-084-6

Auch als eBook erhältlich!

www.FrauenFischeFjorde.de

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Coverfoto: © Karl Christian Nielsen, Reykjavik Museum of Photography/BUCHER Verlag
Text: Anja Otten-Reichel

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