a-ha: Das war’s!

Die letzten Töne sind verklungen, der letzte Beifall geklatscht. Auf der Bühne wimmelt es von Menschen in blauen und lila T-Shirts. Die Lilafarbenen sind die Techniker. Eifrig und geübt bauen sie Boxen und Verstärker ab, rollen Kabel auf und schaffen Instrumente von der Bühne. Die Blauen sorgen für Ordnung davor. Dort, wo bis vor einigen Minuten noch ein Teil der jubelnden und singenden a-ha Fangemeinde stand, alle übrigen saßen – zu Anfang – dicht an dicht über die weitläufigen Ränge des Osloer Spektrums verteilt.

Rund 10.000 Fans aus aller Herren Länder sind an diesem klirrend kalten Dezember-Abend (-15°) in a-has Heimatstadt Oslo gekommen, um sich von ihrer Band zu verabschieden. Und Morten, Magne und Pål wissen, was sich gehört und geben erst mal ausgiebig Autogramme auf dem Flur vor der großen Halle. So viele, dass ihr letztes Konzert nicht wie geplant um 19:30 Uhr, sondern gut eine Stunde später losgeht.

Furios

Mit einem richtigen Feuerwerk starten die drei Norweger dann gegen 20:40 Uhr ihr letztes gemeinsames Konzert als a-ha. Ein lauter Knall und rechts und links der Bühne brizzelt ein funkelnder Feuerregen los. So, als ob mehrere gigantische Wunderkerzen nebeneinander gleichzeitig gezündet werden. Die drei „Jungs“ haben sich für diesen ganz besonderen Anlass fein gemacht und tragen Stoffhosen, weiße Hemden und Jacketts. Und eröffnen den letzten Gig mit „The Sun Always Shines on TV (die komplette Setlist gibt’s hier).

Die Stimmung ist gut. Von Wehmut keine Spur. Bis fast auf den letzten Platz drängen sich Fans aller Nationen auf den engen Sitzplätzen der schier endlos hohen Spektrum-Ränge. Ein paar haben es vielleicht wegen des nordischen Winters, der seinem Namen alle Ehre macht, nicht in die norwegische Hauptstadt geschafft. Gleich mehrere Flüge sind an diesem Morgen gecancelled worden. In unserer Reihe, Reihe 8 im Seitenflügel, zur Rechten der Bühne, sitzen unter anderem Mutter und Tochter aus den Niederlanden, zwei junge Norweger und eine dreiköpfige Familie nebst Freunden aus Großbritannien. Der Sohnemann ist höchstens zehn Jahre alt, weiß aber schon, wie man sich für ein Konzert anzieht: Auf der Rückseite seines roten Shirts steht in weißen Lettern „a-ha Party Crew“.

International

In der Reihe vor uns stehen zwei Japanerinnen. Natürlich mit Fotoapparaten bewaffnet. Über das auf jedem Ticket aufgedruckte Foto- und Videoverbot wird sich allgemein großzügig hinweg gesetzt. Allerdings entgeht den wachsamen Augen der pflichtbewussten Ordner nicht viel. Diensteifrig greifen sie denn auch immer wieder ein, konfiszierten Kameras und bestehen höflich, aber äußerst nachdrücklich auf dem Löschen des „verbotenen Materials“. Die beiden Japanerinnen lassen sich davon aber überhaupt nicht beeindrucken. Sie knipsen, was das Zeug hält und zwar so geschickt, dass sie neben der Erinnerung an diesen unvergesslichen Abend auch etliche Fotos davon mit nach Hause nehmen können. Eine selbstgebastelte japanische Flagge haben sie auch mitgebracht. Und eine Botschaft für die Band draufgeschrieben – auf japanisch. Zum Zeichen der fernöstlich-nordischen Freundschaft trägt eine der beiden zwischen den Blättern ihrer pompösen goldenen Haarblüte zwei kleine Zahnstocher-Flaggen: eine japanische und eine norwegische. Diese Zeichen der Verbundenheit trotzen sogar der wortwörtlich bewegten Begeisterung während des Konzerts. Die bei den beiden Asiatinnen genau wie beim Rest des gut gelaunten Publikums im Laufe des Konzerts stetig zunimmt und mehrfache Höhepunkte erlebt.

Unvergesslich

Einer der Top-Momente ist – natürlich – der James Bond Song “ The Living Daylights“. Als das Publikum den Refrain übernimmt und instrumental von Pål und Magne begleitet wird, zeigen die zigtausend in der Halle versammelten Stimmen, was in ihnen steckt. Und a-ha haben daran sichtlich genau so viel Spaß, wie die Fans. Ein anderes Highlight ist vorher schon der Augenblick, in dem Morten bei „Hunting High and Low“ symbolisch vor dem singenden Publikum niederkniet. Minutenlang singen die Fans den Refrain, die Band ist sichtlich bewegt.

Und dann kommt der Moment in dem Pål!, der zurückhaltende, introvertierte, großartige Pål an sein Mikrofon tritt und zum Publikum spricht! Weit kommt er nicht – tosender Beifall rauscht minutenlang durch den Raum, der Jubel kennt keine Grenzen. Dabei wollte er sich doch nur mit seinen eigenen Worten noch mal bei allen Fans bedanken. Als der Begeisterungssturm sich etwas gelegt hat, setzt er noch mal an. Er ist kein Mann großer Worte am Mikrofon, seine Sprache ist die Musik. Und so verspricht er denn dann auch, dass alle drei – er, Magne und Morten – auch nach a-ha weiter Musik machen werden dankt allen noch mal aufrichtig.

Kleine Retrospektive

Dank war neben Abschied das eigentliche Thema des Abends. Jeder der drei Musiker bedankte sich mehrfach bei den Anhängern. Magne zum Beispiel explizit für 25 Jahre Treue (so alt ist geschätzt ein gutes Drittel des Publikums an diesem Abend noch gar nicht. Aber das wiegen alle, die altersmäßig nah an Mags, Morten und Pål sind, auf). Nonchalant beschreibt er den Anfang von a-ha aus seiner Sicht: drei Jungs aus Norwegen mit komischen Frisuren und seltsamen Klamotten machen Musik, an die sie glauben. Was Morten humorvoll mit „Heute haben wir kaum noch Haare, sind dafür aber gut angezogen“, kommentiert (Anmerkung der Redaktion: Ersteres ist schlicht und ergreifend charmant und total übertrieben). Neben vielen Dankeschöns an die Fans dankte auch er schließlich im Namen der Band dem Mann, der (auch) von Anfang an an die drei geglaubt und sie mit klugem Management und väterlich-freundschaftlichem Beistand zu dem gemacht hat, was sie sind: Terry Slater. Der langjährige a-ha Manager ist an diesem bedeutungsvollen Abend natürlich ebenfalls im Spektrum, zeigt sich aber nicht. Er weiß, dass es hier und jetzt um „seine Jungs“ geht, nicht um ihn. Das Publikum bedenkt aber selbstverständlich auch ihn mit anhaltendem, tosenden Applaus.

Tausend Dank

Irgendwann endet auch der schönste Abend. Zwei Zugaben lassen die Musiker sich nicht nehmen. Die zweite ist ein ganz besonderes Abschiedsgeschenk an die circa 10.000 in der Halle. Unter frenetischem Beifall betreten Mags, Morten und Pål zum wirklich allerletzten Mal die Bühne als a-ha. Jeder der drei trägt jetzt einen Anzug in einer der drei Farben der norwegischen Flagge: Morten erscheint in rot, Magne in blau und Pål in weiß. Und dann geben sie als besonderes Goodie ihre Interpretation von „Bowling Green“ von den Everly Brothers zum Besten.

YouTube Preview Image

(Video am besten erst komplett laden lassen – es lohnt sich!)

Fast zu schön, um wahr zu sein. Bleibt nur noch zu sagen, was auch in roter Schrift auf unzähligen DIN A4 großen Seiten stand, die viele im Publikum am Schluss in die Höhe hielten: TUSEN TAKK!

Text: Anja Otten-Reichel

Eine Antwort auf a-ha: Das war’s!

  1. H. Newmann sagt:

    Tusen Takk for the music!

Schreibe einen Kommentar zu H. Newmann Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert