Die große Stimme Islands – oder: ein phänomenales Phantom namens Garđar

Gardar_Thor_Cortes_(c)_Stage_EntertainmentGeboren 1974 in Reykjavík als Sohn einer englischen Konzertpianistin und eines isländischen Tenors und Dirigenten (der die Isländische Oper, das Reykjavík Symphony Orchestra und die Reykjavík Gesangsakademie gegründet hat), wird Garđar Thór Cortes in Deutschland erstmals 1988 als Nonni in der ZDF-Weihnachtsserie “Nonni und Manni“ bekannt. Noch mehr als zum Schauspiel zieht es ihn aber seit jeher zur Musik. Nach zahlreichen internationalen Opern-Engagements steht Islands Startenor nun seit Oktober 2015 auch wieder auf der Musicalbühne – in Hamburg, als Phantom in “Liebe stirbt nie – Phantom II“. Zwischen Proben und Aufführungen hat sich der ebenso sympathische wie stimmgewaltige und talentierte Isländer Zeit für einen Plausch mit norrden über Heimweh, Herausforderungen und Zukunftsträume genommen.

Garđar, Nonni war 13 Jahre alt, als er Island für Schule und Ausbildung verließ. Wie alt warst Du?
Ich war ein bisschen älter als Nonni. Mit 18 begann ich in Island, Gesang zu studieren, mit 21 ging ich dann für mein Studium ins Ausland. Erst nach Kopenhagen, dann nach London und New York.

Wo hast Du seitdem schon gelebt und gearbeitet?
Aufgewachsen bin ich in Island und England. Gearbeitet habe ich schon überall auf der Welt, in Dänemark, Norwegen, Schweden, Finnland, auf den Färöer Inseln, in England, Irland, Wales, Schottland, Italien, Ungarn, Estland, Lettland, Deutschland, Russland, Amerika, Singapur. Und irgendeinen Ort habe ich jetzt bestimmt noch vergessen.

Ist Island trotzdem immer noch Dein Zuhause?
Ja, Island ist immer mein Zuhause.

Was vermisst Du am meisten, wenn Du nicht in Island bist? Und was gefällt Dir anderswo auf der Welt einfach besser?
Am meisten vermisse ich meine Familie und Freunde. Wo immer man ist auf der Welt, es sind die Leute, die einen Ort ausmachen. Sind die Leute nett dort, wo man ist, fühlt man sich immer wohl. Hier in Hamburg sind die Leute sehr nett und darum fühle ich mich hier sehr wohl. Es gibt nichts Spezielles, das ich irgendwo anders auf der Welt besser finde als in Island. Ich empfinde es einfach als großes Glück, durch meine Arbeit so viel reisen zu können.

Bei all Deinen Auslandsaufenthalten ist es sicher auch eine besondere Herausforderung, Familie und Beruf unter einen Hut zu kriegen.
Ja, das ist es. Aber weil es heutzutage so viele Flüge gibt und man einfach in ein Flugzeug springen kann, ist es einfacher als es mal war. Dazu tragen auch die sozialen Medien unserer Zeit, wie FaceTime, Skype etc. bei.

Wie sind eigentlich die Reaktionen Deiner Landsleute auf Deinen internationalen Erfolg?
Ich glaube, jeder in Island freut sich über das, was ich mache. Man steht einander dort wirklich sehr nah. Verglichen mit anderen Ländern ist die Bevölkerung sehr klein, sodass jeder jeden kennt, und wenn nicht persönlich, dann kennt man jemanden, der jemanden kennt… Und das ist ein sehr schönes Gefühl.

Deine aktuelle Rolle als Phantom in “Liebe stirbt nie“ singst und sprichst Du auf Deutsch. Wie hast Du Dich darauf vorbereitet?
Wie bei jeder Rolle studierst Du den Text und die Musik so gründlich wie möglich und bereitest Dich so gut Du nur kannst auf die Rolle vor. Ich habe einen deutschen Sprachlehrer und einen für Phonetik, die mit mir arbeiten. Und das tun auch alle anderen im Cast von “Liebe stirbt nie“.

In Deiner bisherigen Karriere hattest schon viele große Auftritte auf vielen verschiedenen Bühnen. Was war für Dich persönlich die bis dato schönste?
Einer meiner liebsten Auftrittsorte ist immer die Royal Albert Hall in London, weil sie mein Zuhause ist. England ist für mich stets ein zweites Zuhause. Auch die Carnegie Hall in New York ist toll.

Und mit Blick auf Deine berufliche Zukunft: Was wäre noch so eine richtige Traumrolle?
Da gibt es viele. Ehrlich, ich glaube, da kann ich nicht bloß eine nennen. Ich hoffe einfach, dass ich in Zukunft die Chance haben werde, so viele wie möglich zu singen.

Verrate uns zum Schluss doch bitte noch, ob Dein kleiner Sohn etwas vom musikalischen Talent seines Vaters und seiner Großeltern geerbt hat.
Ja, das hat er. Er singt gerne und viel und liebt zum Beispiel Sam Smith, dessen Lieder er mitsingt. Und zwar richtig!

Garđar, ganz herzlichen Dank für das Gespräch und weiterhin alles Liebe und Gute!
Vielen Dank, es war mir ein Vergnügen.

Garđars großartige Stimme kann man natürlich nicht nur auf den Bühnen dieser Welt, sondern auch zu Hause erleben und genießen! Eine Auswahl seines Könnens auf CD und als MP3-Download gibt es zum Beispiel bei amazon.

Interview und Text: Anja Otten-Reichel | Foto: © Stage Entertainment

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