Norwegisches Kino vom Feinsten – Rosemari

Endlich läuft in deutschen Kinos mal wieder ein skandinavischer Film! Diesmal aus Norwegen, mit dem ebenso einfach wie klangvollen Titel Rosemari. norrden hat sich das mitreißende Stück Unterhaltung aus dem hohen Norden schon mal vorab angesehen und findet: absolut sehenswert!

Damit hätte Unn Tove nun wirklich nicht gerechnet: An dem Tag, an dem sie im Hotel ihre Hochzeit mit Jonas feiert, findet die frischgebackene Ehefrau auf der Toilette ein neugeborenes Mädchen! 16 Jahre, zwei eigene Töchter und eine geschiedene Ehe später taucht dieses Mädchen, Rosemari, bei Unn Tove zu Hause auf – in der Hoffnung, dass die nicht nur ihre Finderin, sondern ihre Mutter ist.

Rosemaris preisgekrönte Drehbuchautorin und Regisseurin Sara Johnsen wirft den Zuschauer direkt mittenrein in die Geschichte. Allerdings nicht, ohne erst knapp, aber prägnant klarzumachen, dass Unn Tove ein innerlich herzlich zerrissener Charakter ist, der es sich im Leben selbst nicht leicht macht. Dass sie die Suche nach Rosemaris Mutter zu ihrer Aufgabe macht, ist nicht nur der Journalistin in ihr geschuldet. Natürlich spielt aufgrund der Vorgeschichte auch ihre Verbundenheit mit dem jungen Mädchen und der daraus für sie selbst gefühlten teilweisen Verantwortung für Rosemari eine Rolle. Es ist für die ewig zweifelnde, fragende, suchende Frau aber auch eine praktische und willkommene Flucht nach vorn: Während sie sich Rosemaris Leben und Geschichte widmet, braucht sie sich nicht mit ihrem und ihrer eigenen zu befassen.

Die ganze Geschichte spielt sich in – typisch skandinavisch – völlig unaufgeregten Bildern und feinen, leisen Tönen ab. Die gerade deshalb umso intensiver sind. Tuva Novotny verkörpert die komplexe und diffizile Unn Tove absolut souverän und lebensecht. Eine echte Wucht ist aber Ruby Dagnall! Gerade mal 15 Jahre alt als im August 2015 die Dreharbeiten für Rosemari beginnen, spielt sie die Titelheldin mit einer Intensität, die ganz stark an die sehr junge Natalie Portman in „Léon, der Profi“ erinnert, und von der sich manch gestandene Schauspielkollegin eine Scheibe abschneiden kann. Das heißt, eigentlich spielt sie nicht. Sie IST Rosemari. Dabei landete die gebürtige Osloerin ganz zufällig beim Casting für die norwegisch-dänisch-deutsche Koproduktion. Danach war Sara Johnsen aber so überzeugt von ihr, dass sie die jugendliche Hauptrolle ihres Films an das wirklich großartige neue Talent anpasste.

In Norwegen lief Rosemari bereits im September 2016 im Kino. Ruby Dagnall ist seitdem, aus gutem Grund, ein echter Shooting-Star in ihrer Heimat. Man kann nur hoffen, dass wir auch hier bei uns noch viel von dieser mitreißenden Ausnahmeschauspielerin sehen werden (hat mit Portman ja geklappt) …

 

ROSEMARI

Cast:
Rosemari – Ruby Dagnall
Unn Tove – Tuva Novotny
Hilde – Laila Goody
Klaus Dreyer – Tommy Kenter
Hanne – Helga Guren
Kristian – Petter Width

Crew:
Regie – Sara Johnsen
Kamera – Hélène Louvart, Erik Wilson
Drehbuch – Sara Johnsen
Schnitt – Zaklina Stojcevska
Musik – Nikolai Torp Larsen
Szenenbild – Tuva Hølmebakk, Christiane Krumwiede
Kostümbild – Anne Pedersen, Kjell Nordström
Maskenbild – Aase Lund Mathisen
Ton – Hans Møller
Casting – Stella Casting / Another Casting Agency / Halfdan Ullmann Tøndel

Produktion: 
4 ½ Fiksjon (Turid Øversen)

Ko-Produktion: 
Match Factory Productions (Viola Fügen und Michael Weber)
Nimbus Film (Bo Erhardt und Mikkel Jersin)

Förderung: 
Norsk Filminstitutt
Dansk Filminstitut
Nordic Film & TV Fund
Eurimages
Film- und Medienstiftung NRW
Deutscher Filmförderfonds

Verleih: 
farbfilm verleih

Kinostart in Deutschland: 25. Mai 2017

Text: Anja Otten-Reichel | Foto und Trailer: © farbfilm verleih

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