Rückblick 15./16. Februar 2011

15. Februar: Marion noch immer unterwegs!


Also ihr Lieben, angekommen bin ich immer noch nicht. Die Schiffsreise ist ohne Fische füttern überstanden und nun wackelt und schaukelt es aber im Autoreisezug. Fühlt sich fast schlimmer an. Ob ich hier schlafen kann???

Den Tag hab ich heute bei -19 Grad in Helsinki verbracht und bin ganz begeistert von der Stadt. Schöne Häuser, viel Wasser (im Winter eher Eis), nette Cafés und auch ein paar schöne Geschäfte. Wirklich Großstadt ist das aber eher auch nicht. Kommt mir doch alles recht beschaulich hier vor. Kaffee-Kultur ist jedenfalls auch bis hier in den Norden vorgedrungen, so dass ich auf meinen Milchkaffee nicht verzichten musste. Aber da mir mit Jeans und Turnschuhen doch etwas frisch an den Beinen war, hab ich mir im finnischen Winterschlussverkauf noch ne schön warme, gefütterte Hose für Outdoor gegönnt. „Intersport“ halt, damit man sich auch nicht umgewöhnen muss.

Abenteuermäßig war heute bloß meine Suche nach der Autoverladung für den Zug. Bin einmal um die Innenstadt gegurkt und das im Feierabendverkehr mit zigtausend Ampeln. Da wurde mir schon mulmig, ob ich das noch rechtzeitig schaffe. Auto wurde dann irgendwann jedenfalls reingefahren, Klappe zu. Ich musste dann mit meinem Übernacht-Gepäck bis zum Rivintula (oder so ähnlich) zurücklaufen (fast einen Kilometer) und auf meinen Schlafwagen warten. Nun hab ich mich hier eingerichtet und werde heute wohl nicht mehr alt werden. Bislang hält der Zug an jeder Gießkanne. Ich hoffe, das wird bald mal ruhiger. Morgen geht es dann bis Inari, bzw. Menesjärvi. Anne wird dort sein, so dass wir uns gleich dort treffen.

Ich bin ja soooo gespannt! Was meint ihr, soll ich morgen früh auf dem Weg nach Norden noch einen Abstecher zu Santa Claus am Polarkreis machen? Ich fahr eigentlich ganz direkt dort vorbei. Brauche bloß anhalten und parken. Würde ja dazu passen, dass mir das alles ohnehin gerade völlig unwirklich vorkommt. Bin ich tatsächlich in Finnland und hab mein Auto vollgepackt mit meinem halben Hausstand?! Und zukünftig WOHNE ich hier und mache Urlaub in Deutschland?! Komisch. Das Leben ist merkwürdig. Das war’s nun für heute. Relativ unspektakulär, bin ich aber auch mal ganz froh drum.

16. Februar:
Heute Morgen kam ich mit dem Autoreisezug etwas verpennt, aber nahezu pünktlich in Rovaniemi an!

Ich hab mich aus meinem Schlafabteil gemergelt, hatte noch keinen Kaffee bekommen, aber die Sonne schien. Wunderbar! Lappland eben!

Zum Glück haben die von der VR Bahn auch schnell die Autowaggons abgekoppelt und wir konnten unsere Autos rausholen. Puh, war das dort kalt. Minus 26 Grad, sagte mein Auto und wollte auch gar nicht so recht losfahren. Kupplung treten war Schwerstarbeit, sämtliche Schmierstoffe waren wohl steif gefroren. Nun gut, Heizung auf 30 Grad eingestellt und ab auf die E 75 nach Norden.

Leider war ich dann so schnell aus Rovaniemi (Größe etwa wie Gießen) draußen, dass ich alle Chancen auf einen Kaffee verspielt hatte. Irgendwann hab ich mich meiner selbst erbarmt und mir einen schnellen Kaffee an einer Tankstelle gegönnt. So langsam kam dann mit dem Kaffee auch wieder Leben in mich. Kurz nach Sodankyla (ca. 20 km – das ist hier wie um die Ecke) hab ich noch mal gehalten. Das Café dort hatte mir Anne im November schon empfohlen und der Tipp war Gold wert. Super nett und ich kam gleich mit der Besitzerin und zwei Finnen, die dort Arbeitspause machten, ins Gespräch. Gespräch ist vielleicht zu viel gesagt. Halt auf Englisch und mein Finnisch beschränkte sich mal wieder auf den meistverwandten Satz „En puhu suomea, anteeksi“ – ich spreche kein Finnisch, sorry. Mit dem Satz waren die schon glücklich und als ich dann noch auf Finnisch draufsetzte, dass ich aber Finnisch lernen will, war ich der Held des Tages. („mutta minä halun oppia suomea“ – oder hätte es heißen müssen „mutta minä haluan oppia suomea“?) Wenn  ihr mal in der Gegend seid, müsst ihr dort halten: Peurasurvanto. Liegt direkt an der Brücke über irgendeinen Fluss.

Ich hab dann Anne in Inari getroffen und wir sind zusammen hier her nach Menesjärvi gefahren. Hotelführung (ich weiß auch, wo die Waschmaschine steht und der Staubsauger) und dann Auto ausräumen, dann Dinner mit Anne und danach weiter räumen. Schlafen konnte ich vor lauter Aufregung gar nicht. Heute Morgen hab ich nach dem Frühstück (Kaffeemaschine, Toaster und so hab ich ja dabei) weiter geräumt bis heute Mittag. Und wer bei den Helsinki-Bildern schon gedacht hat, dort sehe es sehr kalt aus … weit gefehlt. Wir hatten hier heute Morgen gegen 8 Uhr etwa -38 Grad. Das war selbst mir zu frostig. Besser erst mal die Bude herrichten. Heute Mittag war ich draußen. Die Bilder seht ihr ja. Von meinem Zimmer aus kann ich direkt auf den zugefrorenen See schauen.

Nachbarn gibt es hier auch. Ein Haus nach Süden und vier Häuser nach Norden. Alle etwa in Entfernungen von jeweils 500 Metern. Wo bin ich also angekommen? Direkt in the middle of nowhere.So eine Stille habt ihr bestimmt noch nie gehört (hä?! Geht das? Ihr wisst schon was ich meine). Anne hat gesagt, ich soll mich erst mal in der Gegend orientieren, damit sich schon mal jemand hier auskennt und wir dann irgendwann mit den Wanderrouten anfangen können („mach dich mit der Karte vertraut“). Ist das nicht wunderbar? Bei mir ist es kurz vor 16 Uhr und die Sonne scheint noch, geht aber gleich überm See unter.Soll noch mal jemand sagen, in Finnland sei es dunkel! So viel Sonne wie wir hier hattet ihr in Deutschland heute sicher nicht!

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